MÜHLE ANNA


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Heidi und Holli


 

Heidi's frühe Jahre:


Bild rechts:
Mein Strampelanzug Modell „Haubenlerche“ sollte wohl an die -in Westeuropa gefährdete - Vogelart erinnern …

Irgendwann in den frühen Sechzigern mußte meine Mutter ganz eilig das Haus verlassen: Sie hatte eine dringende Verabredung mit mir. Und da sie schon immer sehr gewissenhaft und mein Vater von Natur aus Bahnbeamter war, kamen beide auch pünktlich zu meiner Geburt.

So traf ich meine Eltern zum ersten Mal im Kreißsaal des Bremer St.-Josef-Stift-Krankenhauses. Einige Jahre später inspirierte mich diese Begegnung zu dem Foto (links), das in meinem Fotoalbum den bedeutenden Namen” Tirol 1969” trägt und meine Eltern (ca. Bildmitte) vor beeindruckender Naturkulisse zeigt.

Zu dieser Zeit hatte ich auch schon ein Poesiealbum, mit dem ich meine Freundinnen in die Flucht schlug.

Dieser Sinnspruch meiner Freundin Anke scheint sich auf der nächsten Faschingsveranstaltung zu bewahrheiten:

Ich (rechts im Bild) wirke ein wenig so, als ob ich der Freude hinterher blicke, die gerade auf ihren Flügeln den fröhlichen Raum verlassen hat…

 

Der Aufbruch:


 

Ansonsten war die Schule ganz prima, nur daß man am nächsten Tag wieder hingehen mußte, das fand ich am Anfang eher gewöhnungsbedürftig. Darüber mußte ich so intensiv nachdenken, daß ich das Gymnasium erst nach dem Abitur wieder verließ.

Währenddessen hatte meine Schwester einen Cocker, der auf den - für mein späteres Leben - sinnreichen Namen Schröder hörte und ich hielt mir die Jungs mit einem überdimensionalen Kassengestell auf gebührenden Abstand.

Als ich das trübe Foto zum ersten Mal sah, habe ich sofort den Friseur gewechselt, ein neues Foto geknipst und das Leben konnte beginnen:

An die Küste!


 

Zunächst zog ich von Zuhause aus, um am Strand als Muschelsucherin nach der ”verlorenen Faschingsfreude” zu suchen.

Zur Unterstützung fand sich auch sofort ein sympathischer junger Mann, der die nächsten Jahre meine Wohnung mit mir teilte (hier aber aus diesem Grund nicht genannt werden möchte). Mittlerweile keimte in mir der Gedanke, ich sollte vor dem angestrebten Grafik-Design-Studium etwas Vernünftiges lernen.

Mein spürbar stärker werdender Hang zum Wasser führt mich zum Bremer Hafen und ich beginne bei einer großen Firma eine zukunftssichere Karriere als Speditionskauffrau.

Ein paar Jahre später ist der Süden des amerikanischen Kontinents mit von mir verschifften Containern zugeparkt und ich fange an mich zu langweilen.

Also verlasse ich meine (mittlerweile zweite…) männliche Wohngemeinschaft, greife wieder zu Leinwand und Pinsel und male Fische… Das gab mir zu denken…!

Als sich mein Zustand auch nach mehreren Wochen nicht bessern will, nehme ich mir eine kurze Auszeit in Dänemark

- natürlich direkt am Meer!

 

Da war doch was…?


Hier treffe ich diesen wahnsinnig sympathisch aussehenden Designer (das mußte ich so schreiben, sonst hätte ich Ärger mit ihm bekommen) mit dem eigenartigen Vornamen ”Holli” und dem mir schon bekannten Nachnamen ”Schröder”. Wie das Leben so spielt…

Meine romantische Ader zieht sofort zu ihm auf's Land. Und ich gleich hinterher. Da saß ich nun irgendwo bei Syke und relativ weit weg vom Meerwasser. Dafür aber wieder ganz nah an meiner Designer-Karriere:

Die kleine Werbeagentur des Lebenskünstlers brauchte dringend kreativen und geschäftstüchtigen Input und so begann mein Design-Studium gleich mit der Praxis.

Als erstes verlege ich die Besprechungen des jungen (und noch überschaubaren) Teams in den eigenen Garten. Das macht die Agentur nicht erfolgreicher, aber allen Beteiligten viel Spaß. Und da wir gerade so fröhlich drauf sind, begleite ich Holli zum Standesamt und heiße seitdem Heidi Schröder.

 

Die Jahre vergehen und die kleine Agentur wird immer größer. Endlich komme ich wieder zum Malen und ich male…

Häuser am Meer, Wasser und Fische!
…Fische! … Fische?…

 

 

Es wird Zeit für Veränderungen …

Im Jahr 2004 schwimmen Holli und ich den Fischen hinterher: in Richtung Küste - nach Rieseby.

Da ist links die Schlei und rechts die Ostsee. Ich habe endlich wieder mein Meer, aber zunächst keine Zeit mehr. Macht nichts! Dafür gründen wir unser erstes eigenes Atelier, lernen viele nette Leute kennen und bis zum Ufer der Schlei sind es nur 2 km.

Und an der Schlei gibt es einen sehr schönen Weg am Wasser, mit viel Natur und fast so romantisch wie das Leben und ich.

 

Holli's frühe Jahre:


Das Bild oben heißt: "Holli pflückt Blumen im Garten und weckt bei seinen Eltern die Hoffnung auf einen halbwegs vernünftigen beruflichen Werdegang…" Zugegeben: es ist eine recht naive Zeichnung meiner Eltern, wie sie versuchen, sich meinen Lebenslauf schön zu trinken.

”Was für ein Molli!” riefen meine Eltern entsetzt bei meiner Geburt. Eine falsche Überlieferung machte daraus allerdings sofort ”Das ist ein Holli!”.

Sechs Jahre nach dieser denkwürdigen Taufe ist mein Berufswunsch Staubsaugervertreter - wie man unschwer an meinem Anzug und meiner Fliege erkennen kann. Meine Mutter trägt immer einen Fingerhut auf dem Kopf und meine Schwester überlegt ob sie lieber ganz aus dem Bild gehen soll.

Mit 18 Jahren versuche ich endlich einen guten Eindruck zu machen, werde Polizist und diskutiere mit dem Bremer Innensenator über die Rechte einer linken Zukunft innerhalb eines Rechtsstaates. Mangels Aufmerksamkeit (siehe Bild oben) muss ich mir nach drei Jahren etwas ganz Neues einfallen lassen.

Ich entziehe mich kurzfristig dem drohenden enormen Leistungsdruck und mache erst einmal das, was ich nahezu bis zur Perfektion beherrsche:

Pause … !

Die folgenden Jahre:


 

Bezugnehmend auf den Beruf meines Vaters gehe ich zum Bremer Theater und treffe dort Rainer Werner Fassbinder & Co.

In Erwartung großer Erfolge lasse ich endlich Autogrammkarten drucken, die aber bei den Mädels nicht so gut ankommen und so gebe ich eine meiner Mutter und die andere behalte ich notgedrungen selber.

Aus Frust gründe ich mit Freunden eine Rockband und engagiere mich selbst als Gitarrist und Sänger. Ein Auftritt in der bekannten Bremer Stadthalle (als leise musizierendes Motiv einer Fotoausstellung) spiegelt den beispiellosen Erfolg der Truppe wider.

Kurz darauf belegt die Band im Talentwettbewerb nur den 2. Platz, fühlt sich unter Wert verkauft und Holger geht. Das ist das Ende einer Bremer Rock-Ära, da alle vier männlichen Musiker der Band Holger heißen. Nur Birgit heißt Biggi. Zum Trost habe ich sie dann geheiratet.

 

Da ich immer noch keine Ambitionen habe Gärtner zu werden, hole ich mein Abitur nach und beginne ein Studium, das mir als Höhepunkt eine einwöchige Reise nach Paris verspricht!

Wie sich nach 13 Semestern herausstellt muß ich die Parisreise des kompletten Studienjahrgangs Visuelle Kommunikation leider mit meinem ersten Gehalt für eine Illustration im ”Playboy” selber bezahlen.

Ich bin erst mal stinksauer… schließe mein Studium aber nach einigen Jahren mit dem Gedanken ab, erst einmal in Ruhe ganz viel Geld zu verdienen. Also gründe ich eine Werbeagentur und wähle mich zum Geschäftsführenden Gesellschafter.

Eine wirtschaftliche Maßnahme, die Biggi so stark beeindruckt, daß sie als Lebenspartner doch lieber jemand anderen wählt…

Ich drücke auf den Reset-Button und fange an noch einmal über den Beruf eines Gärtners nachzudenken…

 

Kurz darauf bis viele Jahre später:


 

Ungefähr acht Monate bevor meine Katze die Vorbereitungen zu meinem einsamen 34. Geburtstag plant, werde ich plötzlich von der schönsten Frau der Welt entdeckt. Sie heißt Heidi und passt schon deshalb super zu Holli. Zudem hat sie schon immer von guter Gestaltung geträumt und eine kleine unbekannte Werbeagentur innerhalb kurzer Zeit auf Erfolgskurs zu bringen stellt sie auch vor keine Probleme.

Die anschließende Heirat mit mir nimmt sie angesichts des dadurch drohenden Reichtums in Kauf.

Anderthalb schlaflose Jahrzehnte später sind diverse Plattenfirmen, Versandhäuser, Technologiefirmen, Kunsthallen, Museen und Theater mit dem Nötigsten ausgestattet und die Agentur ist plötzlich nicht mehr so klein. Leider bleibt der erhoffte Reichtum nach wie vor nur eine Vision und so fange ich wieder an zu zeichnen.

Ich zeichne und zeichne und zeichne…

Ich zeichne Tag und Nacht… jeweils ca. 15 Minuten. Leider lohnt sich mein harter körperlicher Einsatz nicht so recht. Durch den Streß werden meine Haare ganz blaß und auf dem Papier entstehen immer nur ganz komische Figuren.

Der Leonardo in mir weint!

Trotz gutem Zuredens meiner Freunde lasse ich mir den Stift aber nicht aus der Hand reißen…

Heidi malt derweil wunderschöne Bilder, äußert aber nicht die Absicht mich zu verlassen. Beim Anblick meiner sinnfreien Kritzeleien sieht sie allerdings ein, daß es für uns beide besser wäre das Land zu verlassen bevor man uns unmissverständlich dazu auffordert.

Da auf Sylt kein Gärtner gesucht wird ziehen wir 2005 von Bremen auf's Land nach Rieseby. Dort kennt keiner meine Zeichnungen und so kann Heidi mit ihren Bildern unbehelligt ein Atelier eröffnen.

In dem arbeite ich tagsüber als Kellner und Nachts übe ich zeichnen… mindestens 15 Minuten. Am Stück.

Seit dem Kinderfoto ist mehr als ein halbes Jahrhundert ins Land gezogen. Heidi hält trotz meiner Zeichnungen zu mir - in der Hoffnung, daß ich eines Tages doch noch Gärtner werde…

… zumindest in unserem Ateliergarten.